Interreg Bayern-Tschechien Forschungsförderung für Zahnunfall-Versorgung

3DenTECT Projektteam beim Kick-Off meeting am 02. April 2025 in Pilsen, Tschechische Republik. Foto: Universitätsklinikum Erlangen UKER/Eva Maier

April 2025

Ein Zahnunfall ist schnell passiert, ob beim kindlichen Spielen auf dem Pausenhof oder beim sportlichen Radfahren im Erwachsenenalter. Eine schnelle, kompetente Erstversorgung ist hierbei entscheidend für einen langfristigen Zahnerhalt und die Vermeidung unerwünschter Komplikationen.

Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Regensburg, dem Universitätsklinikum Erlangen und der Universitätsmedizin Pilsen der Karlsuniversität Prag konnte das Labor für Medizinprodukte der OTH Regensburg als Koordinator ein grenzübergreifendes Projekt zur Optimierung der Zahnunfallversorgung einwerben. Das von der Europäischen Union kofinanzierte Vorhaben im Rahmen des Interreg-Programms Bayern-Tschechien 2021-2027 wird mit einer Million Euro über drei Jahre gefördert.

Die moderne Zahnmedizin lebt sowohl von der Routine als auch von der spezialisierten Ausbildung von Zahnärztinnen und Zahnärzten. Dentale Traumata geschehen jedoch ungeplant und unregelmäßig und stellen selbst etablierte Zahnarztpraxen oft vor eine Herausforderung. Abgebrochene oder sogar vollständig ausgeschlagene Zähne können jedoch häufig erhalten werden, wenn Betroffene und Behandelnde richtig und schnell handeln. Dies kann nicht von universitären spezialisierten Zentren allein bewerkstelligt werden, sondern fordert vor allem Zahnarztpraxen der ländlichen Regionen. Das Projekt 3DenTECT (3D Dental Traumatology Education Community Transfer) hat sich zum Ziel gesetzt, ein Schulungskonzept zur Weiterbildung niedergelassener Zahnärztinnen und Zahnärzte bei der Behandlung von Zahnunfällen im Kindes- und Erwachsenenalter zu entwickeln. 

Durch die Expertise des Labors für Medizinprodukte der OTH Regensburg (Prof. Thomas Schratzenstaller, Jan Zentgraf, M.Sc.) können innovative 3D-Druckverfahren und Materialien genutzt werden, um klinikrelevante, einfach und vor allem kostengünstige Trainingsmodelle zu entwickeln und zu fertigen. Die klinischen Projektpartner des Universitätsklinikums Regensburg (Prof. Matthias Widbiller), des Universitätsklinikums Erlangen (Dr. Eva Maier, Prof. Kerstin Galler) und der Universitätsmedizin in Pilsen (MUDr. et MUDr. Lukáš Hauer) werden den Bedarf an Weiterbildungen gemeinsam mit den Zahnarztpraxen im Programmgebiet evaluieren, klinische Trainingsszenarien implementieren und ein zeit- und ortsunabhängiges digitales Lernangebot etablieren. Unterstützt wird das Projekt zudem von den im Interreg Programmgebiet zuständigen Zahnärztlichen Bezirksverbänden Niederbayern, Oberpfalz und Oberfranken, der Zahnärztekammer Tschechien und den Netzwerken der ebenfalls im Programmgebiet ansässigen additiven Fertigern, die durch das Beratungsbüro des Bezirks Oberpfalz und des Klastr MECHATRONIKA koordiniert werden.

Zur Antragsstellung nötige Vorarbeiten wurden an der OTH Regensburg unterstützt durch das Regensburg Center of Health Science and Technology (RCHST) und das Regensburg Center of Biomedical Engineering (RCBE).

Das Interreg-Programm unterstützt innovative bayerisch-tschechische Projekte, die den grenzüberschreitenden Austausch und die Vernetzung von Gesundheitseinrichtungen und Bürgern fördern sowie die Lebensqualität verbessern. Neben den digitalen Lehrangeboten sind im Projektzeitraum auch diverse Workshops und „Zahntraumatage“ zur Weiterbildung vor Ort geplant – weitere Infos, aktuelle Termine und Neuigkeiten sind auf der offiziellen Projekthomepage www.3DenTECT.eu zu finden. 

Prähabilitation – Der Schlüssel für eine erfolgreiche Operation mit Knie- und Hüftprothese

April 2025

Prof. Dr. Joachim Grifka stellte sein Prähabilitationskonzept vor. Foto: Sandra Geis

Prof. Dr. Joachim Grifka, Leiter der Forschungsstelle für Orthopädie und Ergonomie an der OTH Regensburg, stellte sein Prähabilitationskonzept vor.

Zahlreiche Fachleute aus den Bereichen Physiotherapie, Rehabilitation sowie Patientinnen und Patienten und Ärztinnen und Ärzte kamen am 1. April zu einem spannenden Vortrag über Prähabilitation an die OTH Regensburg. Der Referent, Prof. Joachim Grifka, leitet die Forschungsstelle für Orthopädie und Ergonomie an der OTH Regensburg, wo er zusammen mit seinem Team zu verschiedenen Themen forscht.

In Deutschland sind rund neun Millionen Menschen von behandlungsbedürftiger Arthrose betroffen, insbesondere an Hüfte und Knie. Prof. Grifka betonte die Bedeutung, zunächst alle konservativen Behandlungsmethoden auszuschöpfen. Der Vortrag vermittelte wertvolle Einblicke in die innovative Fettstammzellen-Transplantation als Therapie, um einer Prothesenoperation zu begegnen.

Nach dem Vortrag hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit Fragen zu stellen. Foto: Sandra Geis

Vorab-Informationen fördern eine schnelle Genesung

Wenn ein künstliches Gelenk unausweichlich ist, setzt Prof. Grifka auf eine gezielte Vorbereitung. In einer Welt, in der wir uns auf alles Mögliche vorbereiten – sei es ein neuer Job, eine Prüfung oder eine Reise – wird oft übersehen, dass auch der Weg zur OP eine gründliche Vorbereitung erfordert. Viele Menschen gehen ohne ausreichendes Wissen in die Operation und sehen sich danach unerwarteten Herausforderungen gegenüber. Der Vortrag verdeutlichte, wie wichtig es ist, Patientinnen und Patienten bereits vor der Operation mit den richtigen Informationen und Verhaltensmaßnahmen auszustatten, um eine schnelle Genesung zu fördern. Prof. Grifka hat gemeinsam mit dem Physiotherapeuten und Leistungssportler Josef Maurer sowie Dr. Ralph Paloncy vom Zentrum für ambulante Rehabilitation (ZAR) Regensburg ein ausgefeiltes Prähabilitationskonzept mit Trainingsübungen und gezielten Vorbereitungsmaßnahmen entwickelt.

Dieses dezidierte Prähabilitationsprogramm ist eine wichtige Weiterentwicklung für das sogenannten Fast-Track-Verfahren. Bei dieser Operationstechnik schiebt Prof. Grifka die Muskulatur mit den Fingern auseinander, anstatt sie wie üblicherweise zu durchschneiden. Das Durchschneiden der Muskulatur führt zu Blutung und Schmerzen und braucht Zeit zum Verheilen, manchmal mit Vernarbung und Schwäche der Muskulatur.

Die Patienten benötigen keine Vollnarkose, sondern bekommen eine Teilnarkose des betroffenen Beines und schlafen während der OP. Zudem setzt Prof. Grifka auf Lokalanästhesie in der Tiefe und ein Blutstillungsmittel. Bereits zwei bis drei Stunden nach der Operation kann der Patient selbstständig aufstehen und zur Toilette gehen. Unannehmlichkeiten, wie eine Bettpfanne und Hilflosigkeit werden vermieden. Diese Herangehensweise kommt auch älteren Patienten zugute, da sie dadurch schneller wieder mobil sind.

Nach dem Vortrag konnten sich die Teilnehmenden noch untereinander austauschen. Foto: Sandra Geis

Reger Austausch bei interdisziplinärer Networking-Session

Nach dem Vortrag hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, Fragen zu stellen und miteinander zu diskutieren. Besonders eindrucksvoll war der Beitrag einer Patientin, die über ein Jahr hinweg unter starken Hüftschmerzen und einem nahezu versteiften Hüftgelenk litt. Prof. Grifka führte ihre Operation im Jahr 2021 in einer Live-Übertragung vor Fachpublikum durch. Dieser praxisnahe Einblick unterstrich nicht nur die Relevanz der Prähabilitation, sondern auch die positiven Auswirkungen innovativer Behandlungsmethoden auf die Lebensqualität der Patienten.

Im zweiten Teil des Events bot sich eine hervorragende Gelegenheit zum Networking. Florian Fundeis vom Business Network international (BNI) Ostbayern leitete die Networking-Session. Fachleute verschiedener Disziplinen und Patientinnen und Patienten hatten die Gelegenheit, sich auszutauschen, neue Ideen zu diskutieren und potenzielle Kooperationen zu knüpfen. Diese Art von Vernetzung ist entscheidend, um die Patientenversorgung kontinuierlich zu verbessern und innovative Ansätze in der Prähabilitation voranzutreiben.

Autorin: Katrin Michalk